Hurra! Endlich ist ein gutes Buch über Erkennungsmarken aus dem zweitem Weltkrieg neu erschienen. Viele fotografische Ablichtungen ( ca. 700 ), interessante Details und Tips. Auch die eine oder andere offene Frage wird wahrscheinlich in diesem Buch beantwortet werden. Das sehr große Abkürzungsverzeichnis (über 2000 Abkürzungen) kann bestimmt sicherlich hilfreich zum Bestimmen von E-Marken sein. Ich selber besitze dieses Buch, bin sehr zufrieden und kann es nur weiterempfehlen. Kurz um: es ist für den Sammler und Händler ein interessantes und hilfreiches Nachschlagewerk. | Abb. 1. |
"Oasen - Bataillone", "Filterkolonnen", "Fernkabelzüge", "Astronomische Meßtrupps", "Blankdraht-Kompanien", "Schärenbataillone", "Entlausungsanstalten" und "Unterwasser-Schneidetrupps" alles Einheiten der deutschen Wehrmacht, aber wahrscheinlich den meisten Sammlern ziemlich unbekannt. Es sei denn, man sammelt Erkennungsmarken. Dies ist ein bisher etwas stiefmütterlich behandelter Militariasektor. Gewiß, es gibt Marken, die ein paar Tausend Mark kosten, aber im großen und ganzen werden sie offenbar nicht so ganz ernst genommen. Eigentlich merkwürdig, denn gerade diese Marken haben den Krieg zum Teil unmittelbarer mitgemacht und erzählen mehr über die Wehrmacht als manch andere Effekten, Ausrüstungsgegenstände und Waffen. |
Abb.2 |
Man muß sich auch nicht nur auf den Zweiten Weltkrieg beschränken, sondern kann sich zudem um den Ersten kümmern, denn Erkennungsmarken hat es schon länger gegeben. Verbrieft ist, daß preußische Soldaten bereits in der Schlacht von Königgrätz am 3. Juli 1866 (gegen Österreich) zum Teil Erkennungsmarken trugen, sofern sie sie nicht aus Aberglauben weggeworfen hatten. Von fast 9000 Gefallenen konnte man nämlich nur wenige Hundert an Hand der Marken identifizieren. Jedenfalls hatte sich die Idee der Identifizierung durch solche Marken schon damals durchgesetzt und im deutsch-französischen Krieg 1870-71 waren alle Soldaten der preußischen und bayerischen Armee mit Erkennungsmarken ausgestattet. |
Abb. 3. |
Diese waren allerdings nicht von einheitlicher Form, sondern teils viereckig, teils oval (Abb. 1. u. 2). Die Mannschaften bekamen die Marken gestellt, die Offiziere mußten sie selber bezahlen dafür waren sie auch etwas eleganter, z.B. graviert (Abb. 3), teils auf versilbertem Messing, während die der Soldaten nur auf Zink oder Weißblech gestempelt waren. Beim Beginn des Ersten Weltkrieges wurde diese Vielfalt immer noch getragen, aber im Laufe des Krieges wurden die Marken vereinheitlicht, bis sie schließlich 1917 dieselbe Form und Ausführung hatten wie im Zweiten Weltkrieg (Abb. 4). Eine Eigenart des Ersten Weltkrieges war allerdings, daß man ausführliche private Angaben auf der Marke unterbrachte. Sie enthielten den vollen Namen, Heimatadresse einschließlich Hausnummer, sowie Geburtsdatum. Jede Versetzung zu anderen Einheiten wurde auf der Marke vermerkt, indem die alte Einheit durchgestrichen wurde. Das ging bis auf die Rückseite weiter. Insgesamt sehr übersichtlich, allerdings auch für den Feind, wenn der Markenträger in Gefangenschaft geriet. |
Abb. 4. |
Die Marinemarken waren sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg etwas Besonderes, denn sie waren sehr viel kleiner und viel sparsamer beschriftet. Im Zweiten Weltkrieg sind die goldeloxierten Aluminium-Marken mit schwarz ausgefüllter Beschriftung unverwechselbar, aber es gab sie auch in Zink oder blankem Aluminium. Hinzu kam eine etwas eigentümliche Tragweise, und zwar quer über die Brust an einer Schnur, die nicht geknotet, sondern zusammengenäht werden mußte. Überhaupt das Tragen. Die meisten Erkennungsmarken wurden wahrscheinlich gar nicht auf der Brust getragen, wie es sein sollte, sondern steckten in Geldbeuteln, Gasmaskenbehältern, Taschen oder sonstwo. Eigentlich sollte die Marke ja dazu dienen, den Gefallenen einwandfrei zu identifizieren, was auch den Hinterbliebenen im Hinblick auf die Versorgung zugute kam. Dennoch sind die Marken offenbar nur ungern getragen worden, darauf deuten jedenfalls die immer neuen Ermahnungen der Wehrmachtsführung hin, die den ganzen Zweiten Weltkrieg hindurch erlassen wurden. |
Abb. 5. |
Aber wir greifen vor. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden Erkennungsmarken auch bei der Reichswehr eingeführt. Sie waren genau wie die Ausführung von 1917 und damit wie die der Wehrmacht, nur von vornherein mit dem Vermerk "Deutsches Reichsheer" versehen (Abb. 5). Das Material war wie das der Kriegsjahre Zink. Es kommen aber auch Marken in Aluminium vor. Da die Reichswehr ja nie außerhalb der Reichsgrenzen auftrat oder in kriegerische Handlungen verwickelt war, sind diese Marken auch nicht ausgegeben, sondern nur auf Lager gehalten worden (die Bestände wurden dann von der Wehrmacht übernommen und verwendet). Anders dagegen die Marken der Reichsmarine übrigens aus solidem Messing - denn die wurden jedenfalls an die Besatzungen der schwimmenden Einheiten ausgegeben. Viele Marken der späteren Kriegsmarine enthalten Eintrittsjahreszahlen aus den frühen Jahren zwischen den Kriegen (Abb. 6). |
Abb. 6. |
Im Zweiten Weltkrieg erhielten nicht nur die Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS, sondern auch die Polizeiverbände, der Reichsarbeitsdienst, die Technische Nothilfe, Organisation Todt, Angestellte der Rüstungsbetriebe, wahrscheinlich auch Reichsbahnbeamte und andere Erkennungsmarken. Kaum war der Krieg 1939 ausgebrochen, gab es auch Kriegsgefangene, die in Lager gepfercht und auch mit Erkennungsmarken ausgestattet wurden. Diese sind anders als alle anderen Marken, nämlich viereckig mit insgesamt fünf Trennlöchern in der Mitte (Abb. 7 u. 8). Es gibt im übrigen Beispiele dafür, daß auch Privatleute Erkennungsmarken gemacht haben, entweder für die Ehefrau oder die Kinder (Abb. 9 u. 10). |
Abb. 7. |
Die Panzertruppe erhielt übrigens aus leicht verständlichen Gründen etwa im Herbst 1942 spezielle Edelstahlmarken, die sich bei Feuer besser bewähren sollten als die normalen Zink- oder Alumarken. Sie sind meist daran erkenntlich, daß sie besonders blank sind und größere Traglöcher im Oberteil haben als die Standardmarken. Auch die fliegenden Besatzungen der Luftwaffe erhielten Marken, die mit einer Laminierung versehen waren und dadurch besser gegen Feuer geschützt sein sollten. Damit wurden auch die üblichen Tragschnüre hinfällig, die durch Asbestschnüre oder bei der Panzertruppe durch Metallketten ersetzt wurden. |
Abb. 8. |
Die Stempelung dieser Marken ist eine Sache für sich. Merkwürdigerweise gab es bei der Wehrmacht keine offizielle Abkürzungsliste, so daß sich der Stempler (beim Heer meist die Waffenmeistereien) frei entfalten konnte. Danach sehen auch viele Marken aus. Hie und da hat man sich auch um originelle Stempelungen bemüht, z.B. im Halbkreis oder als sonstiges Muster, bzw. nur auf der oberen Hälfte vorne und auf der unteren Hälfte auf der Rückseite. Bei der Organisation Todt war die halbkreisförmige Stempelung allerdings System, indem diese Marken offenbar vom Hersteller mit "ORG. TODT" vorgestempelt wurden, so daß nur noch die Marken-Nummer eingeschlagen werden mußte (Abb. 11). Im Anfang des Krieges hat man auch statt der Abkürzung der Einheit die Feldpostnummer der Einheit eingeschlagen, damit der Feind nichts über die Einheit erfahren sollte. Das galt besonders für Grenztruppen und die fliegenden Verbände der Luftwaffe, die ja besonders gefährdet waren, in Feindeshand zu fallen. Apropos Luftwaffe: hier gibt es ganz spezielle Codes, die nichts mit der Feldpost zu tun haben, sondern Einheitsnummern aus den Mobilisierungslisten darstellen. Diese Listen sind nur noch bruchstückhaft erhalten geblieben, so daß es in den wenigsten Fällen gelingt, diese Codes zu knacken, womit die Marke eigentlich ziemlich uninteressant ist. |
Abb. 9. |
Ein eigenes Kapitel ist der Volkssturm. Für sie waren weder Marken noch Material dafür vorhanden. Man muß sich vorstellen, daß bereits 1943 nur 11 Prozent der notwendigen Marken für das Heer vorhanden war. Es war also längst nichts mehr mit der Bestimmung, die besagte, daß jede Einheit eine Markenreserve von 20 Prozent der Sollstärke haben mußte. So mußte man nehmen was man kriegen konnte, und das war kümmerlich genug. Hier kommen auch Hitlerjugend-Verbände mit ins Bild, die im Volkssturm gekämpft haben (Abb. 12). Sie sind als Marken betrachtet selten, wie eigentlich auch die Volkssturm-Marken insgesamt, denn das Material war, wie gesagt, knapp (Abb. 13). |
Abb. 10 |
Nun ist es aber auch hier, wie auf vielen anderen Militariagebieten: es wird gefälscht. Es werden sogar Marken gemacht, die nie existiert haben. Vorzugsweise sind es natürlich die Erkennungsmarken der Waffen-SS, denn sie sind sowieso die teuersten und die Fälschung kann man eigentlich nur durch den Vergleich mit anderen Marken erkennen. Dennoch ist es schwierig, denn gerade die SS-Marken sind oft original ziemlich primitiv gestempelt. Es gibt aber auch Fälschungen, die sowohl von der Ausführung als auch von den Bezeichnungen her verhältnismäßig leicht zu erkennen sind. Allerdings muß man zugeben, daß einige Fälscher die einschlägige Literatur sehr gut studiert haben. |
Abb. 11 |
Wenn man Erkennungsmarken methodisch sammeln will, ist es nicht mit dem Aufeinanderstapeln getan, sondern man muß auch die Literatur zu Hilfe nehmen, damit man herausbekommt, was es mit der betreffenden Einheit auf sich hat. Allerdings ist es so, daß der Einberufene seine Marke meist von einer Ersatzeinheit bekommen hat, und die hat er dann unverändert den Rest des Krieges mit sich getragen, denn neue Marken gab es nicht, auch wenn er noch so oft zu anderen Einheiten versetzt wurde, was durchschnittlich 10 mal geschah. Insofern kann man also nicht sehen, was aus dem einzelnen Mann wurde dazu müßte man das Soldbuch oder den Wehrpaß haben, was aber immer seltener angeboten wird. Handelt es sich aber um die Stammkompanie eines Ersatzbataillons kann man davon ausgehen, daß der Markenträger auch dort geblieben ist. Sonst kann man, jedenfalls für die ersten Kriegsjahre, verfolgen für welches Regiment oder Division die Ersatzeinheit da war und damit sehen, zu welchen Kriegsschauplätzen der Träger wahrscheinlich versetzt wurde. |
Abb. 12 |
Zum Schluß sei gesagt: Wenn man weiß, woher die Erkennungsmarke kommt, d.h. wo sie gefunden wurde (sofern sie aus der Erde stammt), sollte man Meldung machen an die Deutsche Dienststelle (WASt), Eichborndamm 179, 13403 Berlin. Dort registriert man nämlich die Gefallenen, nicht nur des Zweiten, sondern auch des Ersten Weltkrieges. Und wäre es nicht nur für noch offene Akten, so gibt es bestimmt immer noch Angehörige zumeist Kinder oder Geschwister die sicher gerne wissen möchten, wo ihr Vater oder Bruder begraben liegt. |
Abb. 13 |